Seit nun mehr schon 7 Jahren schreibe ich Weihnachtsgeschichten. Warum ausgerechnet Weihnachtsgeschichten? Schon viel länger schreibe ich hobbymässig gerne Kurzgeschichten. Aufgrund von vielen Aktivitäten in meiner Freizeit, komme ich aber viel weniger als gewünscht noch dazu meine angefangenen Geschichten weiter zu schreiben… Auf Empfehlung meines langjährigen Freundes und Mentors Roberto begann ich daher vor 7 Jahren Weihnachtsgeschichten zu schreiben. Dies, damit es regelmässig wieder neue Geschichten von mir zu Lesen gibt… So entsteht gerade meine 7. Geschichte, für die ich seit November am Ideen suchen bin und erst am 15.12.16 nachts mir die fehlenden Puzzleteile eingefallen sind, um meine neue Geschichte zu erzählen… eine ergreifende Geschichte, die auf neue Art und Weise den Geist der Weihnacht vermitteln soll und die ich vergangene Nacht bis um 01.25 Uhr morgens am 24.12.16 fertig geschrieben habe…
EISHEILIGE NACHT
A Christmas Story 7
Draussen setzte leichter Schneefall ein, während dem sie Arm in Arm in der warmen Stube standen und dem beruhigenden Knistern des lodernden Kaminfeuers lauschten. Aufmerksam verfolgten sie die durch die Luft tanzenden Schneeflocken draussen vor dem Fenster. Im Hintergrund setzte das nächste Weihnachtslied ein „Horche wie die Glocken, süsse silber Glocken, alle zu sagen scheinen, wirf alle sorgen von dir. Weihnachten ist da, es bringt gute Laune, zu jung und alt, sanft und schroff. Ding, dong, ding, dong, das ist ihr Lied. Mit freudigem Klingen, alle singen. Scheint es als hört man Worte der guten Laune. Von überall die Luft erfüllen. Oh wie sie schlagen, den ton erheben. Über Berg und Tal, ihre Geschichte erzählen…“ Der Chor setzte himmlisch fort und sie umarmten sich. Er blickte lächelnd leicht zu ihr rüber und sagte „Ist es tatsächlich schon soweit?“ Sie grinste zurück und sie hielten sich vor Freude fester…
Es war bereits dunkel draussen und sehr kalt. Er joggte mit seiner Stirnlampe ausgestattet dem Feldweg entlang. Sehr darauf achtend, dass er seine Hände genug in Bewegung hielt, damit sie warm bleiben. Würden sie nämlich erst erkalten, hatte er grosse Mühe sie wieder warm zu bekommen bzw. konnte sie dann kaum noch bewegen. Er hatte eine Stunde Zeit, dann musste er wieder zurück sein, damit er noch genug Zeit hatte, bis seine Eltern zum Weihnachtstag eintrafen. Der Mond schien hell am sternenklaren Himmel und versetzte die Landschaft in eine Art grau ton. Etwas in der Ferne konnte er beleuchtete Weihnachtsbäume des nächsten Dorfes sehen. Er gelangte zum Fluss und folgte weiter seinem Verlauf. Er bog wie gewohnt auf den Weg über die Brücke ab, die ihre besten Jahre bereits hinter sich hatte und demnächst besser erneuert werden sollte. Sicheren Schritten joggte er über die knarrenden Holzdielen und sah das Ende der Brücke immer näher kommen. Plötzlich gaben die Holzbretter unter ihm nach, sein Herz blieb vor Schreck fast stehen und er fiel zwei bis drei Meter auf den gefrorenen Fluss hinunter. Wie durch ein Wunder fing das Eis einen grossen Teil der Wucht ab und er landete einfach sehr unsanft auf der Eisfläche. Das Eis war aber auch dünner als erwartet und er hörte es kräftig knacken unter seinem Gewicht. Kein gutes Zeichen. Er musste schleunigst vom Fluss runter. Er wollte unter keinen Umständen ins kalte Wasser geraten bei diesen eisigen Temperaturen. Langsam stand er auf, während dem das Eis unter ihm weitere komische Geräusche machte. Er setzte einen Schritt vor den anderen und sein eigener Atem huschte laufend erleuchtet durch die Stirnlampe an seinen Augen vorbei. Er lief immer etwas schneller, mit dem begleitenden Knirschen unter seinen Füssen. Er könnte es schaffen. Seine Überzeugung wuchs und seine Tritte wurden immer selbstsicherer und kräftiger. Umso schneller er wurde, umso mehr begann er gleichzeitig über das Eis zu schlittern, bis plötzlich sein rechter Fuss ausrutschte und er versuchte mit links aufzufangen. Er geriet immer mehr ins Schleudern als das Eis unter ihm nachgab und aufbrach. Augenblicklich schossen ihm Erinnerungen einer Begegnung vor langer Zeit durch den Kopf…
…Der Wagen kam ins Schleudern und das Unausweichliche geschah. Jetzt stand er fassungslos neben seinem Wagen und blickte entsetzt auf das aus dem Rollstuhl gefallene Teenager Mädchen, welches regungslos am Boden lag und die ältere, aber noch junge Frau, die wimmernd daneben kniete. Erst gerade noch war er auf dem Rückweg vom Weihnachtsgeschenke einkaufen für seine Kinder und fuhr durch die wenig befahrenen verschneiten Strassen mit dichtem Schnellfall. Sein Blick ruhte konzentriert auf der verschneiten Strasse, als sein Handy zu vibrieren begann. Er blickte schnell auf den Beifahrersitz und sah den leuchtenden weissen Bildschirm mit grossem Namen. Ein kurzer flüchtiger Blick, seine Augen wurden entsetzt grösser und sein Herz begann zu rasen. Aber das war doch unmöglich. Marita? Seine kürzlich verstorbene Frau?! Schnell blickte er wieder auf die Strasse, doch sah er den Rollstuhl und die Begleitperson erst viel zu spät. Intuitiv drückte er die Bremsen voll durch, um das Schlimmste abzuwenden, doch der verschneite Untergrund war zu rutschig und der Wagen kam ins Schleudern. Der Rollstuhl näherte sich viel zu schnell und der Wagen erwischte ihn voll auf der Seite. Ein lauter Knall und kurzer Aufschrei. Sein Puls raste als der Wagen zum Stillstand kam und sein ganzer Körper zitterte. Langsam stieg er aus und blieb kurz fassungslos stehen als er realisierte was geschehen war. Weit und breit war niemand anderes da. Seine Sinne kamen schnell wieder zu sich und er huschte rüber zu den beiden Personen. „Es tut mir fürchterlich leid, was passiert ist. Die Strasse war so rutschig und es war so schlechte Sicht“ „Haben sie den Verstand verloren? Haben sie uns denn nicht gesehen?“ sagte die kniende Frau wimmernd, die beschützend ihre Hände auf dem Körper ihrer regungslos daliegenden Tochter Luna hielt . „Warum haben sie das getan! Warum haben sie das bloss getan!“ „Es war keine Absicht. Bitte lassen sie mich kurz nach ihr sehen. Ihr Puls.“ „Warum sollte ich?“ sagte sie mit zittriger Stimme „Weil noch Chancen bestehen, dass sie wieder gesund wird. Ich habe einen Kurs in 1. Hilfe hinter mir. Wir müssen unbedingt wissen, ob sie noch Puls hat.“ Etwas zögerlich nickte sie ihm zu, während dem unzählige Schneeflocken auf sie herunter fielen. Er fasste ihr erst mit 2 Fingern an den Hals, dann an das rechte Handgelenk. Nichts spürbar. „Rufen sie bitte den Notarzt. Ich kann kein Lebenszeichen spüren. Wir brauchen Hilfe. Ich werde versuchen ihr Herz wieder zum Schlagen zu bringen“ „Nein, rühren sie sie nicht an!“ schrie die Frau auf. „Ich kann ihre Wut und Trauer verstehen. aber wenn ich nicht versuche, ihr Herz wieder zum Schlagen zu bringen, hat ihre Tochter keine Überlebenschance. Es dauert zu lange bis der nächste Krankenwagen hier draussen ist. Wenn ich das Herz nicht innerhalb der nächsten 12 Minuten zum Schlagen bringe, haben wir die letzte Change auf Rettung vertan.“ Überzeugt seiner Argumente nickte sie ihm schweigend zu und sah wie er mit beiden Händen auf dem Brustkorb zu Pumpen begann. Sie wählte die Notrufnummer. Der Wettlauf mit der Zeit begann und er flüsterte dem Mädchen immer wieder zu „Gib nicht auf. Wir schaffen das. Gib nicht auf“… Zwanzig Minuten später leuchtete der Platz auf der Strasse im rot blauen Licht des Polizei und Krankenwagens. Eine kalte Bise wehte über den Platz. Eisige Stille herrschte. Nur der Funk des Polizeiwagen krächzte all paar Minuten laut vor sich hin. Die Rettungssanitäter hatten nur noch ihren Tod feststellen können. Eric’s Bemühungen waren umsonst gewesen. Er hielt die schluchzende und geschockte Frau in seinen Armen, als die Sanitäter ihre Tochter Luna in den Krankenwagen trugen. „Ich war noch nicht soweit loszulassen. Wir haben jeden Tag genossen als wäre es unser Letzter. Die letzten Wochen waren für uns beide so hart. Seit der Diagnose Krebs wurde uns erst richtig bewusst, wie wichtig es ist jeden Moment zu Leben, wenn wir nicht wissen, wie viel Zeit uns noch bleibt. Wir waren gerade auf dem Rückweg von einem Winter Spaziergang zu einem zugefrorenen Weiher und haben über herum hüpfende Hasen im Schnee gelacht“ Sie schluchzte „Ich kann sie gut verstehen. Mir ist vor ein paar Wochen meine Frau Marita genommen worden. Wir haben 2 Kinder zusammen. Sie war beim Einkaufen plötzlich zusammen gebrochen und man hatte festgestellt, dass sie einen Herzfehler hatte und dass sie unbedingt ein neues Herz brauchte. Doch die Suche danach wurde schwieriger als erwartet, wegen ihrem seltenen Blut typ AB. Nur kurze Zeit darauf brach sie erneut zusammen und verliess plötzlich unser Leben. Wir leiden immer noch darunter“ Der Polizist trat langsam an die beiden heran: „Ich muss sie kurz stören. Ich muss sie beide noch bitten Ihre Aussagen zu machen, brauche ihre Angaben und muss von ihnen wissen, ob sie Mr Whitehall anzeigen wollen.“ Eric löste seine Umarmung, damit sie beginnen konnte das Formular auszufüllen: „Ich bin zu durcheinander im Moment. Ich gebe ihnen morgen Bescheid, wegen einer möglichen Anzeige.“ „Kein Problem, nehmen sie sich die Zeit, die sie brauchen. Hier meine Visitenkarte, wo sie mich erreichen können. Der Krankenwagen ist nun bereit, um mit ihren Tochter ins Spital zu fahren. Sollen wir sie mitnehmen?“ Eric schaltete sich spontan ein“ Ich kann sie auch mitnehmen bis zum Krankenhaus, wenn es für sie in Ordnung ist“ „Was meinen sie Mrs Conelly?“ frage der Polizist. Sie sah Eric kurz an und nickte dem Polizist dann zu. Sie stieg zu Eric in den Wagen. Der Krankenwagen fuhr mit blinkendem Licht lautlos voraus und sie sassen während der Fahrt schweigend neben einander. Der Schock sass für beide noch zu tief über diese unglückliche Wendung. Jeder von Ihnen hatte tausend Gedanken, die durch den Kopf schossen. Beim Krankenhaus hatte er ihr dann angeboten, sie noch hinein zu begleiten. Sie meinte aber nur, dass sie da erst einmal alleine durch musste und allein sein wollte. Zuvor hatten sie noch kurz die Adressen ausgetauscht. Sie verschwand im Eingang des Krankenhauses und er blieb noch einen Moment auf dem Parkplatz stehen und versank immer tiefer in Gedanken darüber, was gerade eigentlich geschehen war…
…..Das Eis brach unter seinen Füssen auf und Vincent versuchte nicht ganz ins Wasser einzutauchen. Doch mit jeder Bewegung rutschte er unaufhaltsam weiter ins kalte Nass, als rund um ihn herum weitere Risse entstanden und unglücklicherweise auch das weitere Eis flussabwärts aufbrach. Eine Kettenreaktion. Na Glückwunsch. Der ganze dunkle Fluss kam im Mondlicht zum Vorschein und bevor er sich überhaupt richtig der Situation bewusst wurde, tauchte er auch schon komplett ins eiskalte Wasser. Umhüllt von absoluter Schwärze, nahm im das eisige Wasser sofort sämtliche verbliebene Körperwärme. Die Kälte traf ihn wie ein Schlag und fühlte sich an wie unzählige Nadelstiche auf der Haut, während dem er wild um sich strampelte. Tief in seinem Innern erwachten 2 Stimmen zum Leben. Die eine Stimme sah keine Zukunft mehr und wollte ihm klarmachen, dass es vorbei war und er sein Schicksal akzeptieren musste. Die Schwärze würde ihn mehr und mehr einhüllen und es war einfacher aufzugeben und loszulassen… Die andere stärkere Stimme aber schrie auf. Vincent, du musst wieder an die Oberfläche und raus aus diesem Wasser. Denke an deine Eltern und Geschwister, die auf dem Weg zu dir sind. Denke an deine Freunde, an dein Leben. Unzählige Erinnerungen schossen durch seinen Kopf über sein bisheriges Leben und all die schönen Momente, die er mit seiner Familie und Freunden erlebt hatte. Besondere Momente zur Schulzeit, Ausflüge an tolle Ort mit der Familie oder Freunden, Reisen in atemberaubende Landschaften auf der Welt und immer wieder das wohltuende Zusammensitzen mit den Nahestehenden zu jeder Jahreszeit und Anlass. Wollte er das wirklich einfach aufgeben? Es war Weihnachten und das Fest der Liebe. Denke nicht im Traum daran loszulassen. Du kannst das Schaffen. Reiss dich zusammen. Du hast noch dein ganzes Leben vor dir… Obwohl ihm kaum noch spürbare Luft in den Lungen blieb, mobilisierte er alle Kräfte und begann seinen fast schon eingefrorenen Körper mit der letzten Energie immer schneller in Bewegung zu setzen und kämpfte sich nach oben zurück in Richtung der Wasseroberfläche, während dem ihn die Strömung weiter flussabwärts zog. Ein paar letzte schier endlose Sekunden lang kämpfte er sich weiter durch das dunkle Nichts um ihn herum, bis er durch die Wasseroberfläche nach oben brach laut nach Luft schnappend…
Eine Läuferin joggte zufällig gerade vorbei, als sie laute Geräusche vom Fluss her hörte. „Hallo ist da jemand?“ Aus einiger Entfernung hörte sie eine kaum verständliche Stimme“Ja, ich bin auf den Fluss gestürzt und das Eis ist aufgebrochen“ Jetzt erst entdeckte sie das Licht einer Stirnlampe, welches unruhig über das Wasser hin und her huschte. Sie musste etwas unternehmen. Wer auch immer das war… vielleicht würde es der Unbekannte nicht aus eigener Kraft schaffen wieder ans Ufer zu kommen, geschweige denn wieder die Böschung hoch auf den Weg. Das Problem war nur, sie hatte nur Leuchtbänder an den Kleidern und keine Taschenlampe und die Böschung war komplett überwachsen. Aber dieser Jogger im Wasser trieb weiter flussabwärts und sie konnte es nicht zulassen sie einfach in Stich zu lassen und am nächsten Tag die Schlagzeilen in der Presse zu lesen „Jogger hilflos am Heiligabend im Fluss ertrunken“. Sie musste über sich selbst wachsen und so schnell wie möglich da runter. Sie war vielleicht seine einzige Chance wieder da raus zu kommen. Sofort setzte sie sich in Bewegung und hüpfte sprunghaft die vor ihr liegende Böschung runter. Der helle Mondschein half ihr wenigstens ein bisschen zu sehen, was vor ihr lag. Die Stirnlampe liess sie nicht aus den Augen und legte noch einen Zahn zu. Vincent hielt an seinem Willen fest so schnell wie möglich aus dem Wasser zu kommen. Doch seine Glieder waren schon sehr kalt und wurden immer schwerer. Es kostete ihn immer mehr Mühe sich zu bewegen und sich dem Ufer zu nähern. Zunehmend kämpfte er auch mit Müdigkeit in der Wahrnehmung und musste aufpassen, dass er nicht die Orientierung oder sogar das Bewusstsein verlor… Hastig kämpfte sie sich weiter vorwärts, als sie plötzlich ausrutschte und ihr rechtes Knie über den Boden schrammte. Musste das jetzt sein? Gleich war sie wieder auf den Beinen und stellte etwas beruhigt fest, dass sie zum Glück mittlerweile auf gleicher Höhe war wie der Jogger im Wasser. Deren Bewegungen wurden stetig langsamer, obwohl sie kurz davor war, das Ufer zu erreichen. Sie war unten angelangt und es trennten sie nur noch wenige Meter von schwimmenden Person im Wasser. Diese streckte ihre Hand Richtung Ufer aus und legte sie auf den Boden, um sich festzuhalten. Doch wie es schien, hatte sie nicht mehr genug Kraft und anstatt sich ans Ufer zu ziehen, liess sie augenblicklich schwer atmend wieder los und versank wieder komplett im Wasser. Jetzt oder nie. Sie zögerte nicht länger, sprang geistesgegenwärtig ins Wasser und holte noch einmal tief Luft, bevor sie eintauchte…
…Rose holte tief luft. Sie stand zuhause vor dem Spiegel im Bad und ein fröstelndes Gefühl überkam sie. Sie hatte kalt. Sie fühlte sich alleine und das ausgerechnet eine Woche bevor die von ihr so geliebte Adventszeit begann. Die Weihnachtszeit, die sie mit ihrer Tochter Luna jeweils in all ihren Facetten genoss. Die Erinnerung an all diese Wochen, wo sie ihre Tochter im Kampf gegen den Krebs begleitet und ihr Kraft geschenkt hatte und nun war sie einfach fort und ihren Händen entrissen. Sie strich mit den Fingern über den Spiegel, folgte den Konturen ihres eigenen Gesichts und stellte sich vor, wie sie Luna streicheln würde. In Gedanken sprach sie: „Du magst zwar fort sein, Lu, aber das heisst nicht, dass ich dich vergessen werde. Du wirst immer einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen behalten und die Erinnerungen an all die schönen Jahre mit dir werden für immer bleiben. Ich liebe Dich.“ Es klingelte an der Tür. Sie wurde abrupt aus ihren Gedanken gerissen und fragte sich wer das sein konnte. Sie erwartete keinen Besuch. Sie schritt durch die Wohnung zur Tür, schloss auf und öffnete. Eric stand vor der Tür mit einem runden grünen Gesteck mit Kerzen. „Was machst du denn hier?“ fragte sie sehr überrascht über seinen Besuch. Er erwiderte: „Ich dachte die Weihnachtszeit steht vor der Tür und ev. fühlst du dich alleine. Darum habe ich einen Adventskranz mit vier Kerzen organisiert, damit du für die kommende Zeit etwas Wärme hast, die dich umgibt und du dich nicht alleine fühlst“ „Das ist sehr lieb von dir.“ Sie blickte ihn hoffnungsvoll an und ein leichtes Lächeln huschte über ihr Gesicht. Wie aufmerksam von ihm. das Geschehene ging ihm offenbar auch sehr nah. Er kam einfach auf gut Glück bei ihr vorbei ohne zu wissen, ob sie ihm nicht einfach gleich wieder die Türe vor dem Gesicht zu knallen würde. Ihre Gefühle hatten sie nicht getäuscht „Hast du 5 Minuten Zeit?“ „ja klar“ „Dann komm doch kurz herein“. Sie bot ihm einen Platz zum Sitzen auf ihrer Couch. Sie nahm gegenüber Platz auf einem Couchsessel. „Wie geht es dir Rose?“ Die Frage traf sie stärker als erwartet und sie rang sichtlich mit den Tränen, konnte sie aber zurückhalten: „Ich hätte nie geglaubt, dass dieses Jahr so enden würde. Bis letzten Sommer hatte das Leben seine normalen Höhen und Tiefen, wie man sie gewohnt ist sich zu stellen. Erfolge und Misserfolge. Du kämpfst dich durch den Job. Heute noch voll im Stress, um deinen Beitrag zum Erfolg zu leisten und morgen weisst du nicht mal, ob du den Job noch haben wirst, weil sich Wirtschaft und Arbeitgeber so schnell entwickeln. Aber leistest du deswegen weniger? Nein, schliesslich ist es deine Leidenschaft in die du genau so deine Energie steckst wie auch in das dir ebenso wichtige Privatleben und deine Familie. Luna steckte schon länger in der Pubertät, was sich in üblichen Momenten tagtäglich gespiegelt hat. Mal warst du ihre beste Freundin und konntest mit ihr Pferde stehlen. Am nächsten Tag musstest du sie nur etwas anders ansehen und sie verdrehte schon die Augen, weil du sie ja nicht verstehen würdest. So habe ich die Lebensphasen ihrer Entwicklung voller Spannung verfolgt und es hat uns beide sehr viel gelehrt. Wenn ich die Zeit zurück drehen würde, würde ich zweifellos alles wieder gleich machen und nichts ändern wollen. Wir waren ein super Team und haben gegenseitig den Wert des Lebens richtig zu schätzen gewusst, egal, ob wir zuhause Zeit verbracht haben oder in der freien Natur unterwegs waren. Dann hatten wir einmal mehr eine dieser Wanderungen auf dem Programm. Wir folgten einem Fluss stromaufwärts, um dann seinem weiteren Verlauf, einem unbeschreiblich schönen Wasserfall entlang hochzukraxeln, um zur Quelle des Wassers zu gelangen. Als wir den Ort der sprudelnden Quelle erreicht hatten und uns per Handschlag darüber freuten es wieder geschafft zu haben. Dies trotz der üblichen Streitigkeiten unterwegs, brach Luna zusammen, aus dem Nichts, einfach so. Für einen Moment hatte mich das schlechte Gewissen geplagt, ob ich sie dieses Mal wirklich überfordert hatte. Mit Müh und Not schafften wir es zur nächsten Gondelstation, wo wir einen Sanitäter haben rufen lassen. Doch erst Arztuntersuchungen Tage darauf haben ergeben, dass sich ein aggressiver Krebs in ihr ausbreitete und der Zusammenbruch der Anfang bzw. Auslöser war für die Ausbreitung der Krankheit“ „und wie geht es dir?“ fragte er mit ruhiger Stimme „Was? Wie?“ „Eigentlich habe ich dich gefragt, wie es dir geht und wie du dich fühlst. Stattdessen erzählst du mir ganz schön viel.“ „Ach… entschuldige. So bin ich, ein Plappermaul. Auf diese Art und Weise kann ich Ereignisse, die mir wiederfahren, besser verarbeiten“ „Kein Problem, mach ruhig. Ich möchte dir zuhören, weil es mir noch immer sehr leid tut, was passiert ist“ Sie nickte und fuhr fort: „Es vergeht kein Tag an dem ich nicht an Luna denke und an die Zeit, die wir zusammen hatten. Es ist schon eine Woche her, als es passiert ist und die Tage sind wie eine Achterbahnfahrt für mich. Mal komme ich besser damit klar und mal möchte ich mich einfach nur verstecken und weinen. Aber ändern kann ich am Geschehenen eh nichts. Es ist besser sich an die schönen Momente zurückzuerinnern und nach vorne zu Blicken. Das Geschehene wird mich noch eine Zeit begleiten. Aber wenn ich zurück denke, wie sehr sie unter der Krankheit zu leiden begonnen hatte und wie fest sie dagegen gekämpft hat, ohne Erfolg…“ Tränen sammelten sich in ihren Augen und er fühlte mit ihr „Mich hat vor Monaten ein ähnliches Schicksal getroffen. Ich kann das nachempfinden.“ Er erhob sich, setzte sich in den Sessel neben ihr und senkte behutsam seine Hand auf die ihre. Sie spürte seine warmen Hände. „Du musst jetzt stark sein. Lass dich nicht hängen. Es werden wieder bessere Tage kommen. Ich weiss, dass es nicht einfach ist“ „Das hat Luna auch zu mir gesagt. Ich soll nicht aufgeben und dass wir unsere Zeit hatten. Auch wenn sie gefühlt viel zu kurz war und dass der Moment kommen wird, wo ich loslassen muss. Aber auch dass der Tag kommen wird, wo wir uns wiedersehen werden und es uns bewusst sein muss, dass es jeden Tag passieren kann, dass sich unsere Wege trennen“ Sie drückte seine Hand fester und rang mit ihren Gefühlen. „Wo ist dein Partner bzw. ist jemand da, der dir in dieser Zeit beistehen kann?“ „mein Freund hat mich vor vielen Jahren sitzen gelassen, weil er das Kind als Unfall sah und nichts damit zu tun haben wollte. und meine Eltern sehe ich nur all paar Monate, weil sie bereits Rentner sind mit wenig Geld und am anderen Ende des Vereinigten Staaten leben. Ich stehe mit ihnen telefonisch in Kontakt und kann jederzeit anrufen. Hier habe ich einige gute Freunde, die für mich da sind. Aber ich bin auch dankbar dafür, dass du da bist und ein offenes Ohr für mich hast. Ich hätte zwar Grund genug, um dich zu hassen, was du Luna und mir angetan hast. Aber so schlimm dieser Moment auch für mich gewesen ist, meine Gefühle zum Explodieren und mich zum Zittern gebracht hat. Mir ist in den letzten Tagen auch bewusst geworden, dass es schlimmer hätte kommen können. Wenn ich hätte zusehen müssen, wie die Krankheit immer mehr von Luna Besitz ergriffen und ihr die letzte Lebenskraft entzogen hätte. Ich weiss nicht, ob ich die Kraft dazu gehabt hätte oder nicht in eine tiefe Depression gefallen wäre. So ist es hier und heute auch heftig und unerträglich, aber ich weiss, dass Luna bereits an einem besseren Ort ist“ „Ja, das ist mir auch bewusst geworden, als meine Frau gestorben ist“ „Du hast deine Frau verloren?“ „Ja. Wir haben zusammen zwei Kinder, die seit kurzem in die Schule gehen und als wir zusammen einkaufen waren, klagte sie über Atembeschwerden und ist umgekippt. Der Kardiologe hat einen Herzfehler diagnostiziert und konnte nicht sagen, ob es wieder passieren wird. Die Ärzte haben die Transplantation eines neues Herzens empfohlen. Doch sie hatte die seltene Blutgruppe AB und die Warteliste für Herzen war bereits lang. Wir begannen damit die Tage intensiver zu Leben und uns bewusst zu werden, wie wichtig jeder einzelne Moment im Leben ist, den man zusammen verbringt. Ein Umstand, den wir Menschen viel zu oft gerne vergessen, weil wir uns von der Hektik unseres Alltags mitreissen lassen. So kam wenige Wochen darauf der Moment, als wir die Kinder meinen Eltern gaben und einen Ausflug zusammen unternahmen. Wir spazierten irgendwo einfach durch den Wald und genossen die freie Zeit für uns, als es wieder anfing mit ihren Atembeschwerden. Wir wussten, dass das kein gutes Zeichen war und versuchten so rasch wie möglich zur nächsten medizinischen Stelle zu gelangen. Doch noch bevor wir zurück zum Wagen kamen, brach sie zusammen. Ich rief sofort den Notruf an und versuchte alles, damit sie bis zu ihrem Eintreffen wach bleiben würde. Alles zureden halft nichts. Sie entglitt mir und die Sanitäter kamen ein paar Minuten zu spät. Mein Schrei musste bis in den Himmel zu hören gewesen sein. Und so schwer dieser Moment auch war, unsere Kinder und ich mussten lernen damit umzugehen und akzeptieren, dass das Schicksal eine harte Wendung genommen hatte. Ich sagte ihnen immer wieder, dass wir trotzdem die Hoffnung nicht aufgeben dürfen. Wir würden einen Weg finden, unser Leben weiterzuleben mit unserer Mutter und Frau, tief in unseren Herzen bleibend. Immer all gegenwärtig und immer zu wissen, dass sie über uns wachen wird und uns in der Not auch zuhören wird, wenn wir ihren Rat brauchen und wir unsere Herzen weit genug öffnen, um ihr zu zuhören. Es verstrich etwas Zeit, in der wir lernten mit der neuen Situation umzugehen, zu leben und klarzukommen. Stabilität kehrte langsam zurück und alles begann normaler zu werden, als ich auf dem Rückweg vom Weihnachtseinkauf war und ihr plötzlich im dichten Schneegestöber vor meinem Wagen aufgetaucht seit. Es fühlte sich an wie eine plötzliche Geistererscheinung, aber war bittere Realität. Das hat einfach alles verändert und die Tatsache, dass mich diese Zeit an diesen Ort geführt hat, hat mich sehr ins Grübeln gebracht. Mir hat es nach und nach klar gemacht, dass unser Weg auf bestimmte Art und Weise vorherbestimmt sein muss. Und dass es das Schicksal ist, welches uns immer wieder unvorbereitet trifft, aber uns auch auf unseren weiteren Weg führt.“ „Was willst du damit sagen?“ „Glaubst du an Wunder?“ „Sagen wir mal, ich schliesse sie nicht aus… aber zur jetzigen Zeit, weiss ich nicht, ob so etwas wie Wunder existieren oder nicht. Ich muss etwas berühren können, dass ich glauben kann, dass es wirklich echt ist.“ „Kurz bevor ich auf Euch getroffen bin, ist mir etwas Seltsames wiederfahren.“ „Was denn?“ „Meine aufmerksamer Blick auf die Strasse wurde durch einen Anruf unterbrochen auf mein Handy, welches auf dem Beifahrersitz lag“ „Ja und?“ „Auf dem Display leuchtete der Name von Marita auf. Doch ihre SIM Karte hab ich schon vor Monaten deaktivieren lassen.“ „Aja…“ „Ja. und ich glaube man kann es drehen und wenden wie man will. Ich glaube es war kein Zufall, dass wir uns vor einer Woche begegnet sind und sich unsere Wege auf diese seltsam erscheinende Art und Weise gekreuzt haben…“ Beiden ging ein Frösteln durch den Körper. Es fühlte sich gut und schlecht gleichzeitig an und obwohl sie sich beide ausgesprochen hatten, waren sie trotzdem aufgewühlt… überwältigt oder überfordert von der Situation. Das konnte gerade keiner von beiden in seinen Gedanken sagen. Er blickte kurz auf die Uhr und stellte fest dass eine Stunde verflogen war „Ups sorry, ich merke gerade, dass es Zeit ist zu gehen. Die Kinder fragen sich sicher schon, wo ich bleibe.“ „Hast du ihnen nicht gesagt, wohin du gehst?“ „Doch, doch. und sie fanden es auch eine gute Idee… Aber ich habe ihnen gesagt, dass ich nur „kurz“ vorbei kommen würde und es ist für sie auch schon bald Zeit ins Bett zu gehen.“ „Klar verstehe ich.“ „Hör mal, eine letzte Sache noch…“ „Ja was denn?“ „Ich würde mich freuen, wenn du nächsten Sonntag zu uns kommen würdest, uns besuchen.“ „Euch besuchen. Wart mal… aber ist dann nicht der 1. Advent?“ „Ja genau… es würde mir grosse Freude bereiten, wenn wir dich für ein paar Stunden bei uns haben dürften und du nicht alleine sein musst.“ „Meinst du wirklich?“ „Ja, aber du musst nicht sofort zusagen. Überlege es dir in Ruhe und gib mir doch einfach in den nächsten Tagen Bescheid, ok?“ „Ja klar, melde mich dann gerne bei dir.“ Wieder huschte ein leichtes Lächeln über ihr Gesicht. Sein Besuch hatte ihr gut getan und Kraft geschenkt. Sie begleitete ihn noch zur Tür. Sie schloss dann langsam hinter ihm die Tür und drehte den Schlüssel um. Sie blickte in Richtung der in der Nähe stehenden Kommode mit Bildern von Luna darauf und sagte sich in Gedanken: „Du hättest ihn kennenlernen sollen. Lange ist mir kein so einfühlsamer Typ mehr begegnet, in dessen Nähe ich mich so wohl gefühlt habe.“ Eric stieg wieder in den Wagen und atmete tief durch. Was für ein Gefühl. Die Gedanken liessen ihn nicht los das Richtige getan und offen mit Rose darüber gesprochen zu haben, wie er über alles Geschehene dachte….
…Schon kurz nach dem Sprung ins eiskalte Wasser hatte sie seinen fast leblosen dahin treibenden Körper erreicht und ihn zurück an die Wasseroberfläche gezogen. Sie musste beinahe alles aus eigener Kraft bewerkstelligen, weil sämtliche Kraft aus ihm gewichen war. Sie hielt ihn gut fest, erreichte das Ufer und zog ihn langsam Stück für Stück aus dem Wasser. Er fühlte sich ganz kalt an, als er so im Trockenen vor ihr am Ufer lag. Es blieb keine Zeit. Sie begann mit ihren Händen auf seinem Brustkorb zu pumpen und ihn zu beatmen. Nach wenigen Sekunden schon begann es stossweise Wasser aus seinem Mund zu sprudeln und er hustete seine Lunge frei. Er öffnete langsam seine Augen und sah in ihr besorgtes aber gleichzeitig auch erfreutes Gesicht. „Wer bist du?“ fragte er mit zittriger Stimme und sich nicht sicher, was da gerade passiert war „Ich bin Jelena und du hast ganz schön Glück, dass ich gerade in der Nähe war. Du wärst um ein Haar ertrunken“ „Oh… Ich habe das Ufer zwar immer näher kommen sehen und bin sonst eigentlich fit genug, aber umso näher ich gekommen bin, umso verschwommener wurde es und als ich eine Stimme gehört habe, war ich nicht sicher, ob ich mir diese nicht nur eingebildet habe.“ „Ich hab dich aufschreien gehört im Wasser und bin dann dem Lichtschein deiner Stirnlampe gefolgt.“ „Du hast mich gerettet. Dankeschön.“ „Gern geschehen“ „Ich bin übrigens Vincent.“ „Freut mich dich kennenzulernen, Vincent“ „Mein ganzer Körper ist extrem kalt. Bitte hilf mir auf. Ich muss so schnell wies geht wieder in die Wärme und aus diesen Kleidern raus.“ „Ja klar, kein Problem. Ich habe vorher nicht weit von hier Treppen gesehen, die uns rasch wieder zum Weg hochbringen.“ Sie stützte ihn so gut wie es ging, damit er wieder auf die noch wackeligen Beine kam und humpelte neben ihm her. „Was ist mit deinem Bein?“ „Ich bin kurz gestürzt, als ich dir zum Fluss hinunter gefolgt bin und habe mir das Knie aufgeschlagen“ „Geht es?“ „Ich werde es überleben, aber ist trotzdem gut, wenn ich es bald versorgen kann.“ Sie hielten sich gegenseitig fest und stiegen die nächsten Treppen hoch zurück auf den Weg. „Ich wohne ca. 5km in diese Richtung“ sagte Vincent zu Jelena, „wird allerdings in meiner jetzigen Verfassung ein ganz schön langer Weg“ „Mein Auto steht 1km in die andere Richtung und ich habe 2 Badetücher dabei. Lass uns dahin gehen und ich kann dich kurz nachhause fahren“ „Das wäre sehr lieb, danke. Hast du auch ein Handy dabei?“ „Im Auto schon, wieso?“ „Meine Familie sollte jeden Moment bei mir zuhause zum Weihnachtsessen eintreffen und ich sollte ihnen unbedingt kurz anrufen, damit sie wissen, was passiert ist und dass ich etwas später komme“ „Ja klar, kannst du nachher gerne kurz machen.“ Sie machten sich auf den Weg…
…Rose hatte sich den ganzen Weg lang überlegt, wie es wohl werden würde, Eric und seine Kinder zu besuchen. Der 1. Advent war da und vor 2 Tagen hatte sie Eric schlussendlich zugesagt. Seine Freude war unüberhörbar gewesen, was auch ein Wohlbefinden bei ihr ausgelöst hatte. Sie klingelte an seiner Tür und konnte verschiedene Stimmen in der Wohnung vernehmen. Darunter auch aufgeregte Kinderstimmen „Ist sie jetzt da? Ist sie das jetzt?“ „Wir wollen sie nicht gleich überfallen. Bleibt bitte einfach im Wohnzimmer sitzen. Wir kommen dann schon zu euch“. Der Schlüssel wurde gedreht und die Tür ging auf. Eine nervös lächelnde Rose stand vor der Tür „Ah, schön du bist schon da.“ „Ja, habe es gut gefunden hehe“ „Du hast uns doch nicht etwa gehört oder?“ „Nein… nein… wie kommst du denn darauf?“ Eric konnte sich ein Lachen nicht verkneifen, nahm ihre Jacke entgegen und hing sie in die Garderobe. Sie drehten sich um Richtung Wohnzimmer, als auch schon das erste neugierige Kinder Gesicht um die Ecke guckte. „Hallo, ich bin Rose und wer bist du?“ „Ich heisse Aurel.“ und schon war auch schon der zweite Kind da. Der ältere Bruder. „und du bist?“ „Ich bin Fynn“. Sie kniete sich kurz hin und gab den beiden die Hand. Eric sagte:“Kommt, lasst uns ins Wohnzimmer gehen und etwas Tee trinken. Wieder aufgestanden, liess Rose etwas ihre Blicke schweifen und erblickte dann im Wohnzimmer viele angezündete Kerzen und es roch weihnachtlich nach Zimt und Apfel. Ein schön geschmückter Weihnachtsbaum stand im Wohnzimmer bunt dekoriert mit unterschiedlich grossen Kugeln, Engeln und glitzernden Girlanden. „Ihr habt es wirklich schön hier“ sagte sie und Aurel antwortete, „ja, und den Weihnachtsbaum haben Fynn und ich ganz alleine geschmückt“ „Das habt ihr gut gemacht. Er ist sehr schön geworden“ „Gerne etwas Tee?“ fragte Eric „Was ist es denn für einer?“ „Eine Weihnachtsmischung. Lass dich überraschen“ „Hmm ja dann lass mich doch einfach mal probieren.“ „Magst du Brettspiele?“ „Oh ja sehr gerne.“ „Wärst du dabei eine Runde -Mensch ärger dich nicht- zu spielen mit den Kindern?“ „Ja klar, warum nicht. Habe ich früher auch gerne mit Luna gespielt. Lasst uns anfangen.“ Gesagt getan, die Würfel wurden geworfen, die Spielfiguren in Bewegung gesetzt und schon bald setzte Aurel eine Spielfigur von Rose auch schon wieder „nach hause“. Er kicherte sie an und sie lächelte zurück. Sie setzten das Spiel fort und hatten immer mehr Spass. Sie waren vertieft in das Spiel und lachten immer wieder. Die Zeit verging wie im Fluge, der Abend brach an und sie assen etwas zusammen. Danach redeten Sie über Gott und die Welt und erzählten sich Geschichten. Die Zeit brach an, dass die Kinder ins Bett mussten und Rose wartete bis sich beide hingelegt hatten. Eric setzte sich wieder zu ihr im Wohnzimmer auf die Couch. „Es war ein sehr schöner Tag. danke, dass du gekommen bist“ „Sehr gerne. Es hat mir nicht nur gezeigt, dass es mir hilft mit der Situation umzugehen, sondern fühle ich mich in eurer Gegenwart auch sehr wohl. Es fühlt sich an, als ob mir eine grosse Leere auf einmal gefüllt wurde und ich das fehlende Puzzleteil in meinem Leben gefunden habe, an das ich längst nicht mehr geglaubt habe.“ „Ich habe auch schon kurz nach der ersten Begegnung mit dir eine Verbindung gespürt, eine Vertrautheit, wie ich sie mir in dieser kurzen Zeit gar nicht hätte vorstellen können. Ich bin froh, dass wir uns begegnet sind, wenn ich mir auch andere Umstände gewünscht hätte“ „Das ist absolut verständlich. Aber wie du auch schon gesagt hast, manchmal geschehen die Dinge so, wie sie geschehen müssen. Sag mal, würde es dir etwas ausmachen, wenn ich heute Nacht hier bei dir schlafen würde?“ Er begann überrascht zu grinsen und in beiden stieg eine wohlige Wärme auf: „Ich habe absolut nichts dagegen. Du darfst gerne bleiben.“ Sie redeten noch etwas miteinander und dann legte sie ihre Kopf auf seine Brust und gab sich seiner Umarmung hin. Es fühlte sich sehr angenehm an, umgeben von seiner wohltuenden Wärme….
…Wärme konnte so angenehm sein. Nach ein paar Minuten im Auto konnten sich Jelena und Vincent rasch wieder aufwärmen. Seine Familie hatte er über das Geschehene informiert und dass Jelena ihm das Leben gerettet hatte. Sie waren ihr sehr dankbar dafür, vor allem weil sie selbst in ihrem Leben mit ein paar sehr schweren Schicksalsschlägen zu kämpfen hatten und entsprechend ausgesprochen froh darüber waren, dass es dieses Mal glücklich ausgegangen war und sie nicht schon wieder jemanden Geliebten aus ihrer Mitte verloren hatten. Aus Dankbarkeit wollten seine Eltern sie zum Essen einladen und Vincent hatte in Anbetracht der Umstände überhaupt nichts dagegen einzuwenden sie mit nachhause zu nehmen. Wäre sie schliesslich nicht gewesen, wusste er nicht, wie der Abend ausgefallen wäre. Sie fuhren auf den Parkplatz vor dem Wohnblock wo er wohnte und wurden dann vor dem Hauseingang von seiner Familie empfangen. Eine ältere Damen stellte sich vor: „Hallo Jelena. Ich bin Rose und das ist Vincents Vater Eric.“ „Hallo zusammen. Freut mich Euch kennenzulernen.“ Vincent zeigte auf die anderen beiden Männer daneben und erklärte: „…und das sind meine Brüder Fynn und Aurel.“ Sie umarmten sie kurz als Begrüssung, dann meinte Rose: „Lasst uns endlich reingehen. Ist ja schweinekalt hier draussen und ihr müsst am verfrieren sein. Macht ihr Euch dann nur frisch. Ich übernehme das kochen.“ Aufgeheitert betraten sie nacheinander das Gebäude und versanken schon bald in Gespräche. Nach dem Essen stand Jelena kurz auf, um einen Blick auf den einsetzenden Schneefall draussen zu werfen. Vincent gesellte sich zu ihr und nahm sie in den Arm. Rose gab Eric ein Zeichen mit den Augen und blickte dann grinsend zu Jelena und Vincent hinüber. Sie erinnerte sich an einen ähnlichen Moment, vor mittlerweile fast 30 Jahren…
Draussen hatte leichter Schneefall eingesetzt, während dem Rose und Eric Arm in Arm in der warmen Stube standen und dem beruhigenden Knistern des lodernden Kaminfeuers lauschten. Aufmerksam verfolgten sie die durch die Luft tanzenden Schneeflocken draussen vor dem Fenster. Im Hintergrund lief das Weihnachtslied „Carol of the bells“. Er blickte lächelnd leicht zu ihr rüber und sagte „Ist es tatsächlich schon soweit?“ Sie grinste zurück. Sie hielten sich vor Freude fester, da sie nun wussten, dass es tatsächlich schon geklappt hatte. Sie hatten sich erst vor wenigen Wochen kennen und lieben gelernt. Nun war die Freude gross, dass sie schwanger war und sie hatte auch schon eine Idee, wie sie ihr gemeinsames Kind nennen würden. VINCENT…
Verträumt hörten sie den letzten Strophen von Carol of the Bells zu, bevor sie mit den Kindern Weihnachten geniessen würden…. Oh wie sie schlagen, den Ton erheben, Über Berg und Tal, Ihre Geschichte erzählen, Fröhlich klingen sie ,während die Menschen singen. Lieder der guten Laune, Weihnachten ist da, Frohe, frohe Weihnacht, frohe, frohe, Weihnacht… Weiter und weiter rufen sie, Weiter ohne Ende, Ihren fröhlichen Klang in jedes Haus, Ding Dong Ding Dong.
Fazit: Das Schicksal kann uns jederzeit übel mitspielen. Aber dennoch gibt es immer wieder Momente, die auch beweisen, dass es trotzdem Hoffnung gibt und dass auch Wunder geschehen können. In diesem Sinne, nutzt die Zeit, um sie mit euren Liebsten zu verbringen. Denn Zeit ist ein kostbares Geschenk, welche uns unsere Erinnerungen bringt und uns niemand wegnehmen kann. Besonders zu Weihnachten sollten wir diese Zeit mit unserem engsten Familien und Freundeskreis bewusst geniessen.
FROHE WEIHNACHTEN EUCH ALLEN
Danke an dieser Stelle an meine Frau Jasmin, welche mir die richtige Kritik zur Geschichte gegeben hat, um sie in diese finale Form zu bringen.
Copyright © 2016 (24.12.16) by Chris Etterlen
Eine Antwort zu “EISHEILIGE NACHT”
Eine wirklich schöne Weihnachtsgeschichte mit der einen und anderen unmissverständlichen Botschaft. 🙂
Well done my friend.