Sternenreise

Prolog
Sterne. Seit Anbeginn der Zeit faszinieren sie uns. Seit wir sie entdeckt haben, nutzen wir sie u.a. zur Orientierung, haben Sternbilder entdeckt und leiten auch Lebensprognosen daraus ab. Wie weiter wir gehen, nach den Sternen greifen, umso mehr stossen wir auf Überwältigendes in der Unendlichkeit des Kosmos. Von der Geburt von Sternen bis hin zu deren Schwinden in Supernovas. In aktuellster Zeit gehen wir noch weiter und suchen in den unendlichen Weiten nach dem Ursprung unserer Entstehung, die wir dort zu finden glauben.
Vor mehr als 2000 Jahren gab es auch eine Entdeckung. Niemand konnte allerdings ahnen, was für Auswirkungen dieses kosmische Ereignis haben würde.

Sternenreise
Adventus Domini
A Christmas Tale 4

Ein älterer Mann mit ausgeprägtem weissen Bart war ausserhalb seines weissen Steinhauses dabei seiner Hauptbeschäftigung nachzugehen. Er reiste mit seinem Werkzeug durch den Nachthimmel auf der Suche nach neuen interessanten Entdeckungen und murmelte auf lateinisch vor sich hin: Ad astra. Per aspera ad astra. Infinitum Universum. Distantia planeta. Demonstrare existentia“ Er war stets ehrgeizig auf der Suche nach neuen Erkenntnissen. Untersuchte Entfernungen und andere Rätsel des Himmels. Er strebte laufend danach Beweise darzubringen, aufgrund seiner Berechnungen. Seine Aufzeichnungen präsentierte er fortwährend unter den Gelehrten in Babylon und wurden auch von König Herodes studiert. Sein Name war Balthasar, babylonisch-hebräisch Belsazar vom Ursprung bedeutend Gott schütze sein Leben, Schütze den König und er widmete sich den Sternen schon sein ganzes Leben. Der Himmel als Objekt war unendlich gross und so wuchsen seine Aufzeichnungen Tag für Tag an. Er wanderte durch das flimmernde Meer im Sternbild der Cassiopeia, als er plötzlich etwas streifte. Ein Bild, das nicht hineinpasste. Erstaunt hielt er kurz inne und fuhr dann mit seinem Winkel-Gerät zurück , um auf Nummer sicher zu gehen, dass da auch wirklich etwas anderes war. Und tatsächlich stiess er auf eine Erscheinung, die alles andere als alltäglich war. War sein Instrument wirklich intakt? Er merkte sich den Winkel im Himmel und untersuchte kurz sein Werkzeug. Dieses war einwandfrei. Er musste sich also den Himmel nochmals genauer ansehen. Konzentrierte sich fester und machte die Entdeckung ein 2. Mal. Sein innerer Verstand begann sich einzuschalten und er begann zu begreifen, was er da sah. Er begann zu realisieren, dass er etwas ganz Besonderem auf der Spur war und sein Herzschlag begann sich zu beschleunigen. Er tätigte noch ein paar Untersuchungen und als es sich bestätigte, wusste er was zutun war. Im Schein einer einzelnen Kerze setzte er Briefe an die Kollegen seines Zirkels auf, versiegelte sie mit Wachs und verschickte sie mit Brieftauben. Es würde nicht lange dauern, bis er Rückmeldung erhalten würde. Es folgten ein paar weitere Brieftauben, bis schnell klar wurde, dass die Ursprünge dieses Ereignisses unbedingt erkundet werden und darüber Bericht erstattet werden musste, auch an König Herodes. Jemand musste zu einer Reise gen Westen aufbrechen, in Richtung des Sternbildes der Fische. Balthasar meldete sich freiwillig, wohlweislich auch der Bedeutung wissend und dass er Wertvolles aus seinem Besitz mitnehmen würde, um dem zu huldigen, was er finden würde. Sein Kamel bepackt, brach er noch in den frühen Morgenstunden des nächsten Tages auf. Auf eine Reise ins Unbekannte, um zu Erkennen und zu finden, was die Himmelserscheinung zu bedeuten vermochte…

In der Bruderschaft der Heiler von Babylon gab es auch Weise, die sich der Bedeutung des Universums verschrieben hatten und die dieser Tage eine ähnliche Beobachtung machten. Die Planeten Jupiter und Saturn standen sich so nahe wie schon seit Gezeiten nicht mehr. Diese Beobachtung führte zu Besprechungen unter den Weisen und brachte die Erkenntnis hervor, dass ein grosses Ereignis bevorstehen musste. Möglichweise sogar die Erfüllung einer Prophezeiung. Die Antwort darauf glaubte man im Sternbild der Fische zu finden. Ein Aufbruch nach Westen war also unumgänglich. Da man aber nicht zu grosses Aufsehen erregen wollte, musste sich ein Auserwählter alleine auf die Reise dorthin begeben und Zeuge des Wunders werden. Konnte es sein, dass die Geburt eines neuen Königs bevorstand? Wenn dem so war, würde das mit Sicherheit zu Missfallen des herrschenden Königs Herodes geschehen und ungeahnte Folgen haben. Man musste also behutsam vorgehen. Und bald hatte man sich auch schon für einen Vertreter aus den eigenen Reihen entschieden, welcher für seine Fertigkeiten mit Myrrhe bekannt war. Als er die Nachricht über den Entschluss per Brieftaube erhielt, lag er allerdings geschwächt in seinem Bett. Er liess seinen Sohn Melchior zu sich kommen. Melchior, hebräisch Melech von Ursprung bedeutend König oder Licht. 2 Kerzen spendeten ihnen etwas Licht und Wärme als er dem jungen Mann von der Nachricht berichtete und ihn bat an seiner Stelle die Reise anzutreten. Eleazar würde diese Reise im jetzigen Zustand nicht überstehen. Er hatte Melchior bereits alles beigebracht, was es zu Wissen gab hinsichtlich der Heilkunst und kam so als sein Vertreter in Frage. Bewusst der grossen Bedeutung dieser Aufgabe, hatte Melchior schon bald zwei Kamele gesattelt und noch Myrrhe eingepackt als mögliches Geschenk. Seine Abwesenheit würde mit einer Forschungsreise erklärt werden und so ritt er schon bald der untergehenden Sonne entgegen und richtete seinen Weg dann aus nach den Sternen, dem Sternbild der Fische, entgegen.

Ein erwachsener Geistlicher hatte 3 Kerzen angezündet und war gerade dabei zu beten und flüsterte „In nomine Patris et Filii, et Spiritus Sancti“ als er Besuch erhielt von einem seiner Glaubensbrüder. Caspar, persisch ghaz für Schatz und bar für verwalten im Ursprung bedeutend Schatzmeister, unterbrach sein Gebet und hörte den dringenden Erläuterungen von Bruder Dastan aufmerksam zu. Bruder Salar hatte bei den letzten Beobachtungen des Sternhimmels Ungewöhnliches festgestellt. Ein sich bewegender Stern mit Schweif reiste durch den Nachthimmel. Als Zeichen für etwas Besonderes ging er auf die Suche am Himmelsfirmament und entdeckte, dass derzeit Jupiter als Stern des babylonischen Gottes Marduk bzw. Königsstern und Saturn als Planet des jüdischen Volkes bzw. Israelschützer geltend sich seit geraumer Zeit wieder sehr nahe standen, was zuletzt vor etwa 800 Jahren der Fall war. Deutungen zufolge stand der westliche Teil des Sternbildes des Fisches, wo sich diese Planeten befanden für den Judäa sprich Israel oder anders gesagt, dem Westen. Dass diese Sterne so nahe bei einander waren, konnte bedeuten, dass im Westen ein mächtiger König geboren wurde. Entsprechend war er der festen Überzeugung dass diese Entdeckung von grösster Bedeutung war und dem nachgegangen werden musste. War dies wirklich die Verkündung der Vorhersagen und die Sterne wollten darauf hinweisen? Bruder Dastan bat Bruder Caspar den Sternen folgend entsprechend nach Westen aufzubrechen und sich selbst davon zu überzeugen. Die anderen Glaubensbrüder würden bis zu seiner Berichterstattung zurückbleiben und erstmals weiter ihren Tätigkeiten nachgehen und abwarten. Caspar eilte mit den Vorbereitungen, auch Weihrauch mitzuführen und sass schon bald im Sattel eines ihrer Kamele, welches zügigen Schrittes das Gelände der hiesigen Glaubensbrüder verliess. Schon bald war er am Horizont verschwunden und bei Einbruch der Nacht würde er sich nach den Sternen richten, um innerhalb des nächsten Mond-Zyklus hoffentlich spätestens am Ursprung des Ereignisses eintreffen zu können.

Als sich die Nacht über dem Land senkte und die Vielzahl an Sternen am Himmel erstrahlte zusammen mit dem mal zunehmenden, dann abnehmenden Mond, waren es 3 Weise aus dem Osten, die sich ihren Weg suchten an einen unbekannten Ort im Westen. Jeder von ihnen überzeugt davon, Etwas ganz besonderem auf der Spur zu sein, was von höchster Bedeutung war und dem man angemessene Aufmerksamkeit schenken musste. Sie schlugen die entsprechende Richtung ein und schon bald war es Zeit für ihr erstes Nachtlager. Einzelne Kerzen spendeten ihnen etwas Licht und Wärme und sie dachten darüber nach, was sie wohl in der Ferne erwarten würde. Sie hielten an ihrer Überzeugung fest, dass die Sterne ihnen etwas mitzuteilen hatten und sie ihnen nur zu Folgen brauchten. An den nächsten Tagen setzten sie ihre Reise fort und begannen damit sich bei Nomaden und Hirten nach besonderen Ereignissen in der vergangenen Zeit zu erkundigen. Erst noch bekamen sie allerlei an Informationen. Hirten, die sich immer mehr Schafe leisten konnten. Ausgesandte des Königs Herodes, welche Steuern eintrieben. Einheimische, die ihren Glauben zu Gott gefunden hatten. Handelsreisende, die immer wieder mit allerlei Ware die Lande durchkreuzten und Ware aus weiter Ferne brachten. Zunehmend begannen sich dann die Beschreibungen zu häufen, dass weiter im Westen ein Wunder geschehen war und ihre Neugier wuchs zunehmend an. Ihre Gedanken kreisten immer wieder darum, wie die Begegnung wohl stattfinden würde. Es war sehr wichtig, das sie als Auserwählte auch ihre Aufgabe gut erfüllen würden. Sie ritten weiter und begegneten schon bald weiteren Reisenden, die denselben Weg eingeschlagen hatten.

So fanden sich die 3 Weisen aus dem Osten und ritten fortan auf gemeinsamem Weg weiter, um der wunderbaren Erscheinung zu huldigen, welche sich aufgrund sich mehrenden Hinweisen in der Form der Geburt eines Kindes offenbarte. Immer mehr Zeichen sprachen davon, dass es sich dabei nur um den Retter, den neu geborenen König der Juden handeln konnte. Einen Erlöser, wie er aus bestimmten Vorhersagen hervor ging und eine Wende in der Menschheitsgeschichte herbei führen sollte. Man sprach auch von der Erlösung Jerusalems. Sie ritten weiter über sandige Dünen und durch Sandstürme, die den Tag zur Nacht werden liessen. An kleineren und grösseren Siedlungen vorbei. Rar bepflanzte und steinige Steppen und vorbei an kleinen üppigen Oasen. Durch Hügellandschaften und tiefe verlassene karge Täler. Zu Ihrer Orientierung, suchten sie Nacht für Nacht das Sternbild der Fische mit Jupiter und Saturn darin. Weitere Hirten mit ihren Hirtenstäben, Einsiedler und Einheimische kreuzten ihren Weg durch Jerusalem. Dann trafen sie auf eine Gruppe von Hirten, welche von einem sonderbaren und gleichzeitig auch eindeutigen Erscheinung berichteten, welcher schon einige Tag-Nachtwenden zurücklag. Sie schlugen bei ihnen ihr Nachtlager auf, um mehr darüber zu erfahren. Sie kamen in einem grossen Zelt zusammen. Im Kerzenschein von 4 brennenden Kerzen folgten sie in der Mitte des Zeltes aufmerksam den Erzählungen der Hirten, während dem draussen das Klingeln von Schafs-Glöckchen und anderen Lauten zu vernehmen war. Bei Nacht waren den Hirten auf dem Felde Engel erschienen und kündigten von der Geburt des Erlösers. Die Engel erklärten ihnen, woran sie das Neugeborene erkennen würden. Sie machten sich darauf auf in das naheliegende Bethlehem und fanden voller Freude unterhalb eines hell leuchtenden Sterns das Kind in einer Futterkrippe. Hirten von überall her kamen zusammen in dieser Höhle, um den Erlöser bei seiner Mutter Maria und seinem Vater Josef von Nazareth, umringt von einigen Stall- und Weidentieren zu besuchen. Als sie wieder auf ihre Felder zurückkehrten, berichteten sie anderen Hirten davon und so begann sich die Nachricht über das Neugeborene zu verbreiten.

Für die 3 Weisen wurde klar, dass sie sich beeilen mussten. Denn es war durchaus denkbar, dass schon bald König Herodes Kunde bekam von den hiesigen Ereignissen und seine eigenen Sterndeuter aussenden würde, um ihm den Beweis für die Geburt des Kindes aus der Prophezeiung zu erbringen. Balthasar, Melchior und Caspar ritten gleich in den frühen Morgenstunden des kommenden Tages weiter in die Richtung, die ihnen die Hirten weisten. Auch die Sterne liessen sie nicht im Stich und so bestätigte ihnen ein hell leuchtender Stern die Richtung, in der sie den Erlöser finden würden. Sie durchquerten weitere Landschaften, noch bevor die Sonne am Himmel erschien. Am Horizont über den vor ihnen liegenden Hügeln fanden sie den wegweisenden Stern deutlicher als sonst in der Dämmerung des Morgengrauens leuchten. Sie mussten auf dem richtigen Weg sein und es konnte nicht mehr weit sein. Schon bald lag die nächste grosse Siedlung vor ihnen mit ihren typischen weissen Steinhäusern. Bethlehem, die Stadt Davids in Judäa und unverkennbar darüber ihr treuer Wegweiser, der helle Stern. Sie kamen näher und brauchten nur den Menschen zu folgen, die an diesen Ort aus allen Richtungen kamen. Leicht ausserhalb der grossen Siedlung aus steinernen Häusern, an geschützter Stelle in einer Höhle trafen sie auf die glücklichen Eltern Maria und Josef mit ihrem Neugeborenen Jesus in einer Futterkrippe in Windeln auf Heu liegend. Umgeben von Tieren wie Ziegen und Schafen und einigen weiteren Anwesenden, die das Wunder besuchen kamen, um danach die Nachricht darüber in der Welt zu verbreiten.

Die 3 Weisen hielten an und liessen ihre Kamele hinsetzen. Sie stiegen ab und schritten voller Freude zur Familie mit ihrem heiligen Kind und nahmen es aus der Nähe in Augenschein. Sie fielen nieder auf ihre Knie und huldigten dem Neugeborenen mit einem Gebet. Von den Eltern erfuhren sie, dass sie die ersten 3 Weisen Reisenden waren, die ihr Kind besuchten. Sie waren also gerade noch rechtzeitig gekommen. Dann übergab Balthasar sein Geschenk in Form von Gold zur Huldigung des neu geborenen und künftigen Königs der Juden. Melchior seine Myrrhe, die Heilpflanze, zur Huldigung des künftigen Heilers. Caspar seinen Weihrauch zur Huldigung des künftigen Hohepriesters. Die Eltern waren hoch erfreut über die dargebotenen Gaben für ihren Neugeborenen und sahen darin ein weiteres Zeichen für die grosse Bedeutung ihres Nachwuchses. Die 3 Weisen wandten sich wieder der Futterkrippe mit dem Neugeborenen zu und tätigten noch ein paar weitere Gebete unter Beisein von Hirten, Einsiedlern und Einheimischen. 3 Weise Reisende aus der Ferne waren an diesem Tag vorbeigekommen und hatten mit ihrem Reichtum dem Neugeborenen und somit dem Sohn Gottes gehuldigt. Hoch über ihren Köpfen leuchtete der Weihnachtsstern, der Stern von Bethlehem, hell und klar am Himmel. Noch lange würden man sich an diesen Tag erinnern und noch viel würde über diesen heiligen Tag gesprochen werden. Zeitzeugen würden von den hiesigen Ereignissen berichten und sie niederschreiben für die Nachwelt, auf dass er nie in Vergessenheit geraten würde. Die Geschichte über 3 Weise aus dem Osten, aus denen mit der Zeit über die Überlieferungen zu dem wurden, was sie bis heute sind. Die 3 heiligen Könige. Ihr Tag wird jedes Jahr am 06. Januar gefeiert.

Epilog:
Ob und wie sich diese Ereignisse tatsächlich abgespielt haben, darüber lässt es sich nur spekulieren. Fakt ist, dass uns diese mehr daran erinnern sollen, welche Bedeutung die Geburt von Jesus damals für die Bevölkerung hatte und dass es nicht in Vergessenheit geraten soll.

Frohe Weihnachten

Copyright © 2013 (24.12.13) by Chris Etterlen


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert