Die Prophezeiung

Das besattelte Pferd setzte einen Huf vor den anderen auf dem morastigen Weg westwärts durch den grünen Wald in der Nähe der Jurakette. Auf seinem Rücken sass ein Drachenkrieger mitsamt Schwert, sichtlich gezeichnet vom Ausgang seines letzten Kampfes. Er konnte noch nicht allzu lange her sein. Sein Körper wippte leicht mit dem Gang seines Pferdes fortlaufend von links nach rechts.

Sein Blick starr nach vorne gerichtet mit dem Horizont als Ziel. Zunehmend stieg ihm der Geruch von Rauch in die Nase und bald schon konnte er das dazugehörige Feuer rechterhand erspähen. Ein Lagerfeuer mit ein paar Recken und in der Nähe stehenden Pferden. Allem Anschein nach zwar Ritter, aber nicht unterwegs zum Kampf. Denn sie trugen zwar teilweise Kettenhemden, aber keine schweren Rüstungen. Er liess sich Zeit, damit sie ihn klar näher kommen sehen konnten. Da sie nicht in hastige Bewegungen wechselten und aufstanden, sprang er vom Pferd und schritt zum Kreis der am Lagerfeuer sitzenden.

„Ah kommt nur und setzt euch zu uns“ „Danke sehr freundlich“ „Ihr seht aus, als hättet ihr mit den Flammen zu Abend gegessen“ „Naja, indirekt. Um Drachen herum ist einfach immer Feuer. Mit der Zeit wird man Feuerfest“ „Das ihr noch nicht mehr Narben davon getragen habt?“ „Ich bin hart im nehmen und lass den Biestern keine Chance.“ „Ja, das sage ich auch immer, wenn ich in die Schlacht ziehen. Woher kommt ihr?“ „Aus dem Osten. Ich streife durch die Lande auf der ständigen Suche nach diesen Bestien, um eine nach der anderen zu erledigen“

„Aha, ihr nennt euch also einen Drachenkrieger?“ „So ist es. Ihr habt nicht zufällig von weiteren Drachenaktivitäten gehört in der hiesigen Gegend?“ „Nein, nicht direkt.“ „Wie meint ihr das?“ „Der Adel und das gemeine Volk hat gerade recht fluchtartig die nahe liegende Burg Neu Falkenstein aufgegeben.“ „Wieso dass denn?“ „Es geht das Gerücht umher, dass eine Prinzessin zurückgeblieben sein soll, um sich zu opfern.“ „Wem zu opfern?“ „Da gehen die Meinungen auseinander. Manche sagen, sie wolle sich in Kürze vom Burgfried stürzen. Andere hingegen glauben, dass ein Drache sie holen kommen wird.“ „Und wie lange ist das schon her?“ „Ein paar Tage und seither ist um die Burg herum nur noch Gesindel anzutreffen.

Unheil ist verkündet und nun hält sich jeder Vernünftige fern von diesem Ort. Reiter berichten davon, dass schon einige nicht mehr lebendig aus dem dort umliegenden Wäldern zurückgekehrt sind. Das Übliche. Geschichten… Ein Wunder, sage ich euch, wenn die Prinzessin noch lebt. Aber wenn ihr mich fragt, in diesen Stunden hat sich das Wetter verschlechtert. Ein Sturm zieht auf. Da braut sich etwas zusammen. Ich glaube, wenn etwas geschehen wird, dann schon sehr bald. Ich sehe diese Wetterverschlechterung als ein Zeichen. So als ob, verschiedenen Fronten dabei sind, über dieser Burg aufeinander zu treffen. Aber jeder sieht das anders. Was denkt ihr?“

Schneller als man denken würde, war er nach ein paar kurz gegönnten gebratenen Happen und schlucken Met bereits wieder im Sattel und auf dem Weg zur besagten Burg. Er hatte in den Trab gewechselt, da diese Recken durchaus Recht haben konnten und die Veränderung des Wetters im direkten Zusammenhang stand mit den aktuellen Ereignissen.

Somit würde ihm nicht mehr allzu viel Zeit bleiben, um die Prinzessin zu finden und sich dem in den Weg zu stellen, was sie holen wollte. Und wenn er sich wieder auf sein Gespür verlassen konnte, dann stand ihm in der Tag bereits die nächste Begegnung mit einem Drachen bevor. Dieses Mal würde es aber eine andere Begegnung mit dem Biest werden. Denn diese glaubensstarke Prinzessin war wohl bereit Vieles zutun, damit sich Ihre Bestimmung erfüllen würde.

Auf dem Weg zur Burg wurde er Zeuge von zurückgelassenen Wagen und anderen Gegenständen, die entweder in die Brüche gegangen waren oder sichtlich Opfer einer Attacke wurden. Entsprechend lagen auch hier und da noch Tote. Ordentliche Ritter, wie auch deutlich erkennbares Gesindel, welches deutlich einfachere und ärmere Kleider trug. Es war damit zu rechnen, dass er auf dem unscheinbar kurzen Weg zur Burg am Fuss der Jurakette, dem einen oder anderen Gesindel noch begegnen würde. Er musste auf alles gefasst sein.

Er stellte fest, dass die Bewölkung über seinem Kopf zunahm. Die Recken schienen Recht zu behalten. Ein Sturm zog auf. So liess er auch hin und wieder Blicke nach oben schweifen und suchte den Himmel ab. Plötzlich huschte rauchig kreischend aus dem anliegenden Wald von rechts ein in dreckige Lumpen gekleideter Mann heran mit schwingender Axt auf ihn zu. Rasch zog er sein Schwert und erledigte ihn mit ein zwei Hieben problemlos vom Pferd herab. Der Angreifer blieb zuckend und sterbend hinter ihm liegen, als er seinen Weg fortsetzte und der Burg immer näher kam.

Plötzlich wurde es kurz deutlich dunkler über ihm und er konnte nur kurz aber sehr deutlich grosse Schwingen erkennen, die über seinen Kopf nach rechts über die Wälder huschten. In der Tat ein Drache und er war bereits auf Erkundung unter dem zunehmend erdunkelnden Himmel.

Die Zeit wurde also knapper als erwartet. Er trabte weiter und stiess auf eine Truppe von wild zusammen Gewürfelten, die den weiteren Weg versperrten. „Wo wollt ihr hin?“ „Nur weiter den Weg entlang. Das Weitere soll nicht von eurem Belang sein.“ „Oh ihr irrt, berittener Krieger. Das ist es sehr wohl. Hier kommt ihr nur durch, wenn ihr bereit seit zu zahlen“ „Und wie soll dieser Preis aussehen“ „Da ihr nicht den Eindruck macht über viele Goldmünzen zu verfügen, einfach alles, was ihr dabei habt. Wenns sein muss, auch eurer Leben“ „So ist das. Na dann würde ich sagen, bin ich bereit einen Preis dafür zu bezahlen.“ „Und welchen wählt ihr?“ „Den Preis des Blutes“ Mit diesen Worten beendete er die Unterhaltung und preschte mit gezogenem Schwert auf die kleine Gruppe zu, die nur aus einem Dutzend Männer bestand. Kurz bevor er sie erreicht hatte, sprang er vom Pferd und erledigte einen nach dem Anderen. Sein Schwert rauschte auf und ab.

Trennte Köpfe von Körpern, durchstiess Körper und liess seine halbstarken Gegner röchelnd oder einfach nur entsetzt über ihren plötzlichen Tod zu Boden sinken. Er hatte keine Zeit für lange Kämpfe und dieses Gesindel war nicht anspruchsvolle Kämpfe gewohnt. Entsprechend einfach fiel es ihm sie zur Strecke zu bringen. Ein ein paar Münzen und sonstige Utensilien reicher, stieg er wieder auf und setzte seinen Weg fort. Der Weg wurde immer steiler. Dann fasste er den Entschluss sein Pferd zurückzulassen und das letzte Stück zu Fuss zu gehen. Er band es allerdings nicht an, damit es fliehen konnte, wenn es die Situation erforderte.

Er schritt den Weg hoch und gelangte zur Burg Neu Falkenstein. Er liess kurz seinen Blick umher schweifen. Doch ausser vielen dunklen Wolken und erstem Donnergrollen war nichts zu sehen. Der Drache setzte also seinen Erkundungsflug fort und war noch nicht da. Gut. Er durchschritt die Aussenmauern und nahm die Suche nach der Prinzessin auf.

An Mauern entlang, über Plätze und unter Torbogen durch. Mit langsamen und bewussten Schritten, gezogenem Schwert und gefasst auf alles. Er durchlief die Burg auf Anzeichen nach der gesuchten Lady. Schon bald konnte er sie erblicken und hielt inne trotz des sich nähernden Sturms und der Biese, die bereits mit zunehmender Stärke um die Ecken des Gemäuers zischte. Langsamen Schrittes ging sie voran. Keine Anzeichen von Panik oder Hektik. Im Gegenteil. Voller Ruhe setzte sie ihren Weg fort und ihr Blick wanderte über die steinernen Böden und die Grünflächen. Langsam den Mauern entlang hoch zum Himmel. So als wäre sie in voller Erwartung eines plötzlich eintreffenden Ereignisses, dass unmittelbar bevorstand und sie nur noch darauf wartete, dass es geschah.

Er ging auf sie zu: „Mylady, was tut ihr hier?“ Unerschrocken drehte sie sich zu ihm um: „Jedes Menschen Weg ist bestimmt. Ich bin hier, weil es so geschehen muss. Verschwendet also nicht eure Zeit und bringt euch besser in Sicherheit. Noch könnt ihr, aber ich spüre, dass es bald soweit sein wird. Eine Prophezeiung, wie sie unser Magier gesehen hat“ „Eurem Magier hat es eur Volk zu verdanken, dass diese Burg in Schutt und Asche gelegt wird. Eur ganzes Volk verliert ihr Hab und Gut und zuhause. Wozu soll das alles gut sein?“

„Unser Magier hat es in den Zeichen gelesen. Es muss so sein. Das Ende wird ein neuer Anfang sein und das Volk wird wieder zurückkehren. Auf den Ruinen, auf den Fundamenten wird die Zukunft aufgebaut. Doch wenn ich dies hier nicht tue, wird Böses geschehen. Ernten ausfallen, das gemeine Volk hungern, tödliche Krankheiten über uns kommen. Nur durch meinen Tod, lässt sich das verhindern. Ein Drache wird kommen und mir das Leben nehmen.“

„Aha ein Drache. Und wo ist eur Magier jetzt?“ „“Er hat sich dem Rest angeschlossen, weil unser Volk ohne seinen Magier nicht auskommt“ „Dafür gibt es Ritter, mylady. Der Magier müsste eigentlich in eurer Nähe bleiben und zumindest Zeuge des Ereignisses sein – Aber das er unten diesen Umständen nicht bleiben würde, ist klar.“ „Wie meint ihr das?“

„Weil er dabei ev. genauso sterben wird wie ihr und weil ihr sein Mittel zum Zweck seit. Wenn ihr hier und heute sterbt, wird das den Glauben des gemeinen Volkes an ihn stärken und es ihm mehr vertrauen als denn je. Menschenleben sollten aber niemals geopfert werden. Dazu gibt es andere Wege. und welche Garantie habt ihr, dass der Drache nachher nicht die Fährte eures Volkes aufnehmen wird. Drachen können sehr gut riechen.“ „Weil das so nicht vorausbestimmt ist.

Der Drache wird anschliessend wieder verschwinden und ihr solltet dies nun wirklich auch tun. Sonst bringt ihr noch alles durcheinander. Geht nun.“ „Ich fürchte, dass werde ich nicht tun können.“ „Wie soll ich das verstehen?“ „Ich werde euch nicht dem sicheren Tod überlassen. Ihr verdient einen besseren Tod als durch die Flammen eines Drachens.“ „Es wird ein schneller Tod sein, so hat mir der Magier vorausgesagt“ „Ihr irrt euch… Brennend in den Flammen zu sterben ist ein langsamer und grauenvoller Tod. Daher kann ich seine Absichten nicht wirklich gutheissen.“ „Ihr meint, es geht unserem Magier mehr als nur um das Wohl unseres Volkes?“

„Was ich damit sagen will, ist, dass was auch immer er vor hat, sicherlich weiter gehen wird als nur das Wohl eures Volkes. Denkt nur, wie das sein wird, wenn eurer Vater, Herr der Burg, zurückkommt und eure Überreste vorfinden wird. Welcher Mann erträgt es sein Geliebtes so enden zu sehen. Es wird ihn brechen und vielleicht wird dann eur Magier die Gunst der Stunde nutzen und ihn für nicht länger throntauglich zu erklären und einen eigenen Nachfolger stellen.“ „Das würde er nie tun“ „Das könnte er aber tun, wenn adliges Blut auf diese Art und Weise vergossen wird. Folgt mir und lebt eur Leben weiter, wie es euch zusteht.“

„Ihr versteht das nicht. Ich werde gar nichts dergleichen tun. Was sein muss, muss sein.“ Gerade als er erneut etwas erwiedern wollte, huschte ein Schatten über die Gemäuer. „Der Drache! Er hat uns gefunden. Wir müssen verschwinden! Mein Schwert und ich haben das Feuer schon mehrfach gesehen und durchschritten. Euch aber durch das Feuer zu führen ist nicht dasselbe. Das wird nicht gehen. Wir müssen gehen, bevor es zu spät ist.“ Sie schritt ihm davon und er schritt immer wieder an ihre Seite. „Seit doch vernünftig. Seht es ein. Eure Schönheit ist erst gerade am Erblühen. Ihr könnt Mutter von noch so vielen Kindern werden und eines Tages auf eurer eigenen Burg leben.“ Wieder schritt sie ihm davon und er folgte ihr bestimmt.

Dann tauchte der Drachen über ihren Köpfen auf und schlug auf und ab mit seinen gewaltigen Schwingen. Er hatte sie entdeckt. Von nun an, würde es nur noch um Leben und Tod gehen. Er packte sie an der Hand und riss sie um eine Ecke, aus der Sichtweise des Drachen. Dieser stiess ein lautes Brüllen aus und wechselte seine Position, dass er sie wieder sehen konnte. Wieder riss der Drachenkrieger die Prinzessin mit sich mit um eine weitere Ecke, um sie zu schützen. Sie folgte ihm nur wiederwillig:

„Was tut ihr da! Lasst das! Meine Bestimmung muss sich erfüllen.“ „Begreift ihr denn immer noch nicht. Ihr werdet wortwörtliches Grauen erfahren, wenn ihr euch dieser Bestie aussetzt.“ Es verging nur ein kurzer Augenblick, war der Drache schon wieder über ihnen. Allerdings hörte man nur ein seltsames Geräusch von ihm ausgehend, Feuer folgte Keines. Sowas hatte der Drachenkrieger bisher noch nicht erlebt.

Der Drache stiess vom Himmel herab, dicht über ihre Köpfe hinweg und drehte über den Wäldern neben der Burg wieder um. „Wir müssen diese Zeit nutzen. Eine weitere Chance werden wir nicht bekommen“, sagte der Drachenkrieger und zog sie wieder mit sich mit. Sie liefen rasch Richtung Burgeingang ohne in den Himmel zu sehen. Sie würden ihn auf jeden Fall kommen hören. Als sie durch das Tor die Burg verlassen wollten, traf ihn augenblicklich das Entsetzen. Was auch immer den Drachen davon abgehalten hatte die Feuerhölle über sie hereinbrechen zu lassen.

Er hatte seine Taktik geändert. Er hatte nämlich nicht wie erwartet noch eine Runde um die Burg gedreht, sondern war vor der Burg gelandet und stiess nun in ihrem direkten Angesicht die erste Feuersäule in die Burgöffnung. „Lauft um eur Leben mylady“, schrie der Drachenkrieger und hatte dieses Mal wohl die richtigen Worte gefunden, da sie ihm nun folgte. Der Drache flog über die äussere Burgmauer und landete direkt dahinter wieder. Auf allen vieren nahm er ihre weitere Verfolgung auf und stiess eine Feuersäule gefolgt von der anderen in ihre Richtung. Über ihnen nahm die Intensität des aufkommenden Gewittersturms zu und der Himmel verdunkelte sich noch mehr. Der Drachenkrieger und die Prinzessin rannten derweil immer tiefer in die Burg hinein.

Leider hatte ihnen der Drache die beste Möglichkeit auf Flucht genommen. Nun musste eine andere Lösung gefunden werden. Sie rannten um viele Ecken, umringt von hohen Burgmauern. Über gepflasterte Strassen, Grünflächen und unter weiteren Torbogen hindurch. Sie gingen aber in kein Gebäude, weil das Feuer sie dort einfacher finden konnte. Der Drache zog die Schlinge enger und enger. Der entstehende Ring aus Feuer drohte sie zu vernichten. Schnell laufend wandte sich der Krieger wieder an sie: „Viel Zeit wird uns nicht mehr bleiben, mylady. Auf diese Art und Weise habe ich noch nie mit einem Drachen gekämpft. Es wird ein Moment kommen, an dem ich nicht mehr weiter gehen und mich ihm stellen werde. Ihr seit gut beraten dann in meinem Rücken zu verharren. Eure einzige Chance dies lebendig zu überstehen und dem unbarmherzigen grauenvollen Tod durch das Flammenmeer zu entgehen.“ Lange blickte sie ihn einfach nur an, wohl mit einem gemischten Gefühl von Vertrauen und Wut. Er konnte ihren Gesichtsausdruck nicht klar deuten. Alles war ganz anders gekommen als erwartet.

Sie bogen um weitere Ecken und plötzlich war das Feuer auch vor Ihnen und es gab keinen Ausweg mehr. Der Zeitpunkt war gekommen. Die Flammen loderten heiss um sie herum und die Luft flimmerte von der Gluthitze. Er war sich sicher, dass er bereits irgendwo direkt vor ihnen war… und dann plötzlich tauchte sein gewaltiger schuppiger und reptilienartiger Kopf in den Flammen auf. Der Drachenkrieger blickte ihm mit gezogenem Schwert kampfhungrig entgegen. Komm, Bestie… Lass es uns zu Ende bringen, dachte er sich. Währendem die Lady in seinem Rücken zunehmend Unsicherheit betreffend Ihrer Bestimmung empfand. So war das alles nicht geplant…. Die Bestie hätte längst ihre Pflicht erfüllen müssen. Doch nun stand dieser fremde Kämpfer zwischen ihr und ihrer Erfüllung und hatte die Spielregeln geändert. Sie war bereit ihr eigenes Leben herzugeben, aber nicht das eines Fremden. So war es nicht geschrieben in der Vorhersehung.

Sie konnte nicht zulassen, dass er sein Leben liess. Der Gewittersturm über ihren Köpfen tobte in voller Stärke. Doch es fiel kein Regen. Nur wild zuckende Blitze und grollender Donnerschlag wechselten sich ab begleitet von einem stürmischen Wind. Alles um sie herum brannte lichterloh. Der von Feuer und dunklem Rauch umrandete gewaltige dunkelbraune Drache atmete tief und begann immer bedrohlicher zu fauchen. Er hielt den Blick mit seinen stechenden gelben Augen scharf auf sie gerichtet „Mylady, egal was ihr tut… ihr müsst in meinem Rücken bleiben. Es ist gleich zuende“, sagte der Drachenkrieger, „er fühlt sich sicher. Das ist unsere einzige Chance.“

Es war unübersehbar, dass es nur noch Augenblicke dauern konnte, bis der Krieger auf den Drachen losstürmen würde. Seine Erfahrungen gaben ihm das Gefühl für den entscheidenden Moment des Vernichtungsschlages. Der Drache öffnete seine Nüstern und begann ganz langsam und tief einzuatmen. Gleich würde er das Feuer auf sie loslassen. In seinen Atemwegen entstand die Mischung für die Feuerwalze. Der Krieger war in Kampfstellung und dass er noch nicht losgesprungen war, war ein Wunder.

Energie baute sich um ihn auf und gleichzeitig breitete sich eine unglaubliche Wärme in ihr aus. Mit zunehmender Geschwindigkeit durchfloss sie alle Ihre Glieder und eine Kraft entstand, die nur noch darauf wartete entfesselt zu werden. Dann war es soweit und alles ging blitzschnell. Der Drache machte ein Geräusch, wie wenn ein plötzlicher Sturmwind durch Gemäuer bricht. Der Drachenkrieger schrie auf und ein unbeschreibliches Rauschen durchfuhr ihren Körper und durchbrach sämtliche Grenzen. Energien wurden entfesselt, suchten, verbanden und ergänzten sich. Ein Luftsog entstand um sie beide herum.

Luft wurde heruntergerissen und wurde in einem entstehenden Wirbel nach unten gezogen. Eine Art Luftrüssel entstand, der von der Wolkendecke bis zu ihren Füssen reichte. Instinktiv streckte sie ihre Hand aus, um den Drachenkrieger vor seinem sicheren Tod zu bewahren. Dieser derweil nach vorne in die Flammenhölle stürzte. Und dann wurde schlagartig von ihr aus eine Energiewelle ausgelöst, die sich in alle vier Himmelsrichtungen mit einem wahnsinnigen Getöse ausbreitete. Der Drache stiess die Feuerwalze aus. Doch weit kam sie nicht. Wurde sie doch gleich von der Energiewelle getroffen und aufgelöst. Durch den entfesselten Sturm wurde der lodernde Feuerring um sie herum erstickt und der Drache von der Wucht zurückgestossen.

Röchelnd, verwirrt und orientierungslos stand er da, währenddem der Krieger auf ihn sprang und das Schwert stark zwischen seine gelockerten Schuppen stiess. Der Drache brüllte auf und stiess ein markerschütterndes Quietschen aus. Er sackte in sich zusammen. Der Drachenkrieger blieb auf ihm stehen, bis der Drache seinen letzten Atemzug beendete. Einen Augenblick lang folgte absolute Stille. Dann begann es stark zu regnen.

© 23.06.13 Chris Etterlen


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